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Bericht über die Lungentransplantation von Larissas Mutter

Ich bin Larissa, 14 Jahre alt, und meine Mutter hat am 31.08.2020 eine Spenderlunge bekommen. Nun möchte ich Ihnen gerne erzählen, wie die Zeit vor, sowie nach der Transplantation war.

Dass meine Mutter schwer Luft bekommen hat, begann schon mehrere Jahre zuvor. Bewusst wurde mir dies im Sommerurlaub 2019 auf Teneriffa. Meine Familie und ich sind sehr aktive Menschen im Urlaub, allerdings war dies 2019 anders. Als wir zurückkamen, ging es erst richtig los.

Meine Mutter hat zusätzlich Sauerstoff bekommen, ist oft im Krankenhaus gewesen und allgemein hat sich von heute auf morgen alles verändert. Mein Vater ist nicht mehr arbeiten gegangen, sodass er sich um meinen Bruder und mich kümmern konnte. Ich wurde in mehrere Sachen mehr involviert, gleichzeitig habe ich mich immer mehr zurückgezogen. Ich selbst habe dies nicht einmal bemerkt – erst als mein Vater mich darauf angesprochen hatte. Jedes Mal, wenn meine Mutter aus dem Krankenhaus entlassen wurde, habe ich mich im direkten Anschluss darauf eingestellt, dass sie in ein paar Wochen (meist 4-6) wieder weg sein wird. Zudem habe ich automatisch und vermehrt Aufgaben im Haushalt übernommen, um mich ablenken zu können. Die Schule wurde immer präsenter für mich, da sie ebenfalls eine Art Ablenkung war.

Meine Freunde und meine Familie waren jederzeit für mich da. Allerdings habe ich selten mit ihnen über dieses Thema geredet, wenn überhaupt mit meinen Freunden. Ich bin meinen Freunden, meiner Familie und meinem Lehrer unendlich dankbar dafür, dass sie mir zugehört und mich immer wieder aufs Neue ermutigt haben, nicht aufzugeben. Dementsprechend habe ich immer wieder neuen Mut gefasst, doch meistens kam die nächste Talfahrt im direkten Anschluss nach erfreulichen Nachrichten.

Ich habe so ziemlich alles in mich hineingefressen, sodass niemand gemerkt hat, wie es mir wirklich ging, außer den wenigen Menschen, die es von mir selbst gewusst haben. Dieses Vorgehen bringt seine Vor- sowie Nachteile mit sich. Ich habe von niemandem Mitleid geschenkt bekommen oder wurde auf einmal anders behandelt. Der Nachteil war, dass ich mich ab und an alleine gefühlt habe, obwohl ich dies überhaupt nicht war.

Anfang 2020 kam Corona zu der bereits komplizierten und schweren Situation hinzu, sodass alles noch verzwickter wurde. Seit dem Anfang der Pandemie sind wir vorsichtiger als die meisten. Somit habe ich mich noch seltener mit Freunden getroffen und auf einmal konnte ich die Schule auch nicht mehr besuchen. Ich hatte mehr Zeit um über alles nachzudenken, also kaum noch eine Ablenkung. Der erste Lockdown war für mich persönlich die schlimmste Zeit.

Nach und nach habe ich mich allerdings auch an diese Situation gewöhnt. Als feststand, dass meine Mutter ein Spenderorgan benötigt, habe ich mich mit dem Thema „Lungentransplantation“ ausführlich beschäftigt, sodass ich mich auf die kommende Situation einigermaßen vorbereiten konnte. Mir persönlich hat dies ein bisschen geholfen mit allem klar zu kommen. An dem Tag der Transplantation habe ich viel Ablenkung benötigt, die mir meine Freundin Mia per Telefon geboten hat.

Als ich erfahren habe, dass alles gut gelaufen ist, war ich vollkommen erleichtert. Knapp sieben Monate nach der Transplantation ging es meiner Mutter immer besser. Corona wiegt bei uns trotz alledem schwer, da wir immer noch sehr vorsichtig sein müssen. Nach über einem Jahr nach der Transplantation geht es meiner Mutter wirklich sehr gut. Es bestehen zwar ein paar Einschränkungen, sodass sie nicht einfach in ihren ehemaligen, gewohnten Alltag zurückkehren konnte, dafür hat sie neue Dinge für sich entdeckt.

Verfasserin: Larissa Haseke

Hinweis: Die Rechte an diesem Erfahrungsbericht liegen bei der Verfasserin. Der Bericht darf auch auszugsweise nicht anderweitig veröffentlicht oder verwendet werden.